Für gewöhnlich dienen Särge dazu, dass in ihnen Verstorbene zur letzten Ruhe getragen werden. Nach dem Plan des Heimatvereins Altenberge soll am 4. November einem Sarg ausnahmsweise eine andere Aufgabe zukommen.
Denn dann sollen alte, nicht mehr gebrauchte Bibeln, Gebetbücher, Rosenkränze und Kreuze am alten Friedhof „zu Grabe getragen werden“. Wie kam man auf diese Idee? „Als wir von einem Pastor aus Göttingen hörten, der in Anlehnung an eine jüdische Tradition Bibeln begrub, kam uns die Idee, diese Praxis auch für Altenberge aufzugreifen, nicht zuletzt, um auch der engen Verbundenheit und der gemeinsamen Wurzeln des jüdischen und christlichen Glaubens gerade in der heutigen Zeit Ausdruck zu verleihen“, so Felizitas Plettendorf, Mitglied im Vorstand des Heimatvereins.
Was ist das für eine jüdische Tradition? Die Pflicht, den Namen „Gott“ nicht zu missbrauchen, wird besonders im orthodoxen Judentum sehr ernst genommen. Heilige Schriften, die nicht mehr benötigt werden, dürfen deshalb nicht einfach weggeworfen werden. Für sie gibt es einen besonderen Ablageort: die Genisa, ein abschließbares Holz-Schränkchen für ausrangierte Gebetbücher, Thorarollen und weitere religiöse Gegenstände. Von Zeit zu Zeit wird die Genisa ausgeräumt und der Inhalt auf einem jüdischen Friedhof in einer feierlichen Zeremonie beerdigt.
In unserer Tradition hingegen wurden bislang Bibeln, Gebetbücher und heilige Schriften oft über Generationen weitergegeben. Nicht selten finden sie sich nunmehr bei Haushaltsauflösungen der Eltern und Großeltern wieder und werden vielfach nicht weiter genutzt. „Was soll man damit machen? Wegwerfen ist keine Option, die Dinge sind doch geweiht!“ – so der O-Ton einer Altenbergerin.
Damit diese geweihten Gegenstände nicht doch noch mit schlechtem Gewissen in den Müll geworfen werden, bietet der Heimatverein den Altenbergern die Möglichkeit, alte Bibeln. Kreuze, Gebetbücher und Rosenkränze zum Heimathaus zu bringen, wo sie am 4. November 2023 von Pastor Dr. Rogers Biriija, in einer kleinen Andacht würdevoll beerdigt werden sollen.
Vom 23. Oktober bis zum 27. Oktober kann man von 17.00 - 18.00 Uhr Bücher, Kreuze etc. im Heimathaus „Kittken“ abgeben.
Die Zeremonie findet statt am 4. November um 14 Uhr, wozu herzlich eingeladen wird.
Weiterführende Links:
https://www.domradio.de/artikel/ehemaliger-pastor-begraebt-goettingen-alte-bibeln